Es ist heiß, trocken und die Sonne brütet unablässig auf den kahlen und ausgedörrten Boden – in Ouarzazate ist das Normalität. Die Stadt, gelegen am Fuße des mächtigen Atlasgebirges, gilt als wichtiger Verkehrsknotenpunkt im Süden Marokkos. Hier ist man bestens an sengende Hitze am Tag und frostige Temperaturen in der Nacht gewöhnt.

Die beeindruckende Landschaft und die historischen Gebäude der Gegend dienen nicht nur Filmemachern seit Jahrzehnten als willkommene Drehkulisse. Folgt man für etwa 20 Kilometer der Landstraße, welche in den Norden führt, gelangt man zum Noor-Kraftwerk, einem sich auf einer Länge von über acht Kilometer erstreckenden Komplex, im welchem aus Sonne Energie gemacht wird. Der Komplex gilt als einer der größten weltweit und dient als Vorzeigeprojekt. So anstrengend das unablässige Strahlen der Sonne auf einen Mitteleuropäer wirken mag, so vorteilhaft ist dieses für die sonnengestützte Stromerzeugung.

Aufgrund der klimatischen Bedingungen steht Marokko als künftiger Solarenergielieferant hoch im Kurs. Investoren scharren bereits mit den Hufen, hier weitere Projekte aus dem Boden zu stampfen.

Die Krux: Wie kriegt man Strom über solche Entfernungen transportiert?

Wie aber bekommt man den überschüssigen Strom, den man künftig zu produzieren gedenkt, aus dem fernen Marokko in die Ballungszentren Europas? Gerade hier liegt die Krux von Solar- und Windstrom. Wo der Strom hervorragend produziert werden kann, wird er nicht zwangsläufig auch benötigt. Und da, wo er benötigt wird, kann er meist nicht im großen Stil produziert werden.

Eine Lösung für dieses Problem stellen die in der diesmonatigen Studie vorgestellten Supergrids dar – Stromtrassen auf Gleichstrombasis, welche im Gegensatz zu den herkömmlichen Wechselstromleitungen Energie über weite Strecken und mit geringsten Verlusten von A nach B befördern können.

Supergrids als Lösung

Diese Supergrids sind längst keine reine Spinnerei und Zukunftsmusik mehr. Bereits heute entsteht eine Vielzahl solcher Verbindungen quer über den Erdball. Gerade China und Indien tun sich mit gewaltigen Vorhaben hervor. Aber auch der Westen versucht, am Supergrid-Ball zu bleiben. Erst vor wenigen Monaten wurde ein Supergrid zwischen Großbritannien und Frankreich fertiggestellt, welches seitdem die britische Insel mit dem europäischen Festland über eine 1.000-Megawatt-starke Leitung verbindet. Bis 2025 soll die aktuelle Leistung um den Faktor 7 gesteigert werden.

Dank Supergrids könnte auch die Verbindung von marokkanischem Solarstrom mit energiehungrigen europäischen Industriemetropolen wesentlich früher gelingen, als allgemein angenommen. Auf einer Länge von 3.800 Kilometern soll künftig ein Supergrid Marokkos Solarindustrie mit dem britischen Festland verbinden und dort Millionen Haushalte mit Strom versorgen. Stolzer Kostenpunkt: 19 Milliarden Dollar.

Gewaltige Beträge, die investiert werden müssen. Und berechtigterweise stellt sich natürlich die Frage, wie man solche Summen aufbringen soll. Setzt man diese allerdings mit den 800 Milliarden Dollar ins Verhältnis, die allein in den kommenden 30 Jahren in Europa und Nordamerika in die Stromnetze investiert werden sollen, relativiert sich die Investitionssumme.

Strategische Gedanken spielen eine große Rolle

Außerdem spielen hier auch strategische Überlegungen eine wichtige Rolle. Wie unpraktisch es sein kann, sich von einzelnen Energielieferanten abhängig zu machen, wissen wir spätestens seit diesem Jahr nur zu gut. Sich von der Abhängigkeit von russischem Pipelinegas in die Abhängigkeit von US-amerikanischem LNG zu begeben, stellt aber eben auch nicht der Weisheit letzter Schluss dar.

Will man sich – gerade in Europa – künftig breiter aufstellen, könnten Supergrids einen wichtigen Beitrag hin zu einer energietechnisch breiteren Aufstellung beitragen. Sie können dabei helfen, enger mit Regionen zusammenzuwachsen, in denen Sonne und Wind das ganze Jahr über angezapft werden können.

Zukunftsmusik, aber sie klingt von Tag zu Tag lauter

Wie Eike Wenzel schreibt, könnten wir dank eines gut ausgebauten Supergrid-Netzes künftig morgens Solarstrom vom Persischen Golf und nachmittags Windstrom aus Amerika nutzen, während überschüssiger deutscher und dänischer Windstrom per Supergrid dahin transferiert wird, wo auch immer dieser gerade gebraucht wird. Damit liefern Supergrids auch einen möglichen Lösungsansatz für das zunehmende Risiko von Blackouts.

Bis es soweit ist, werden noch einige Jahre ins Land ziehen. An Supergrids gebaut wird aber bereits gerade in diesem Moment fleißig. Was für Versorger und Eigentümer von Netzinfrastrukturen Milliardeninvestitionen und Kopfzerbrechen bedeutet, eröffnet den in dieser Studie besprochenen Unternehmen auf der Kehrseite einträgliche Geschäfte. Dazu gehört zu meiner großen Freude sogar ein alter Bekannter aus dem Musterdepot von Cashkurs*Trends, welcher als technologischer Vorreiter im Bereich der Netzinfrastruktur nicht nur vom Ausbau der Supergrids, sondern auch von weiteren Zukunftstrends profitieren wird.

Worauf warten wir also noch? Lassen wir uns von Dr. Eike Wenzel mitnehmen auf diese spannende Reise in die vernetzte Welt der Zukunft.

Herzlichst
Ihr Christof von Wenzl
Von Cashkurs*Trends

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